Für uns – als holzverarbeitender Betrieb – steht der Baum im Mittelpunkt unseres täglichen Schaffens und Handelns. Dementsprechend liegt er uns nicht nur als Rohstoff, sondern im gleichen Maße als Herzstück eines jeden Waldes, Parks oder Grundstück am Herzen.
Die im Jahr 2008 gegründete „Baum des Jahres - Dr. Silvius Wodarz Stiftung“ empfindet scheinbar ähnlich wie wir es tun. Im Fokus der Stiftung steht der Baum, das Einzelwesen des Waldes. Das Team rund um den Präsidenten Dr. Silvius Wodarz möchte die Menschen an Bäume heranführen, Sensibilität für das Thema schaffen und sich für einen nachhaltigen, baumfreundlichen Umgang im Hinblick auf Gegenwart und Zukunft einsetzen.
Ein Umdenken der Menschen in jenem Umgang mit dem altehrwürdigen Holz möchte die Stiftung mit Infobroschüren, Presseartikeln und kindergerechten Baum-Geschichten erzielen. Überdies ruft die Stiftung Pflanz-, Schutz- und Pflegemaßnahmen ins Leben, um auf Missstände aufmerksam zu machen und gleichsam eine große Bandbreite an interessierten Mitstreitern zu erreichen.
Getreu dem Motto „Man muss Bäume nicht neu erfinden, man muss sie nur neu entdecken!“ beruft die „Baum des Jahres - Dr. Silvius Wodarz Stiftung“ alljährlich eine Baumart zum „Baum des Jahres“, um sie in das Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Auch dieses Jahr entschied sich das Komitee für einen Preisträger. Wir präsentieren Ihnen die diesjährige Königin der Bäume, die Winter-Linde.
Wie erkenne ich eine Winter-Linde?
Die Erkennungsmerkmale der Winter-Linde sind breit gefächert, weshalb die Identifikation des Baumes jedem Interessierten nicht schwer fallen dürfte. Die Blattform ähnelt – ebenso wie bei den Sommer-Linden – einem Herz, weshalb diesen Bäumen in der Mythologie der Titel „Baum der Liebenden“ zugesprochen wurde.
Die Unterschiede beider Bäume erkennen sie daher nur bei genauerer Betrachtung: In der Regel bestehen die eindeutigsten Unterscheidungsmerkmale in den kahlen Blattstielen und Trieben sowie der höheren Blüten- oder Fruchtzahl. Wirft man einen Blick unter die Blätter wird anhand der Färbung deutlich, um welche Art der Linde es sich handelt: Färben sich die Nervenwinkel rostrot, handelt es sich um eine Winter-Linde, weiße Nerven hingegen deuten auf eine Sommer-Linde.
Die Jahrestriebe und Blattstiele fallen überdies – im Gegensatz zur Sommer-Linde – nicht behaart, sondern kahl aus. Fallen die Merkmale nicht eindeutig aus, kann es sich jedoch auch um einen Kreuzungsbastard, um die holländische Linde, handeln. Als eine der beliebtesten Stadt- und Straßenbäume variieren die oben aufgeführten Merkmale zwischen den beiden Eltern.
Die Heimat der Winter-Linde ist denkbar groß: Ganz Europa nennt sich ihr Zuhause, bis auf den höheren Norden und Russland. Vor allem im Berg- und Hügelland in Höhen von bis zu 1.200 Metern fühlt sie sich wohl. Dabei unterscheidet sie sich in puncto „Ansprüche“ deutlich von ihrem Sommer-Pendant. So ist die Winter-Linde deutlich anspruchsloser, wenn es um Licht, Wärme, Wasser und Nährstoffzufuhr geht. Dies liegt nicht zuletzt an den schmaler dimensionierten Blättern und der damit zusammenhängenden, weniger groben Verzweigung.
Wie werden Winter-Linden genutzt?
Genutzt wird die Winter-Linde gern als Stadt- und Waldbaum. Innerhalb einer Stadt punktet sie mit ihrer Robust- und Genügsamkeit, im Wald wiederum mit ihrer durch die Schattentoleranz hervorgerufenen, einzigartigen Holzqualität.
Als Schnittholz genießt sie ebenfalls ein hohes Ansehen. Das hellbraune bis leicht rötlich gefärbte Lindenholz ist getrocknet etwa 50% leichter als vergleichbares Eichenholz. Dabei ist es außerdem weicher, lässt sich einfacher spalten und splittert nicht. Aufgrund dieser Eigenschaften bestehen besonders Puppen, Altar- sowie andere Holzfiguren aus eben dieser Winter-Linde. Aus diesem Grund bezeichnet man es auch als sogenanntes Heiligen- oder Sakralholz.
Bildhauer, Drechsler und Instrumentenhersteller finden ebenfalls Gefallen an der Verwendung dieses Holzes als Grundmaterial für beeindruckende Arbeiten. Es ist zu erkennen, dass es sich bei der Winter-Linde – sofern man sie einmal aus dem Blickwinkel des Rohstoffs betrachtet – um einen äußerst wertvollen Baum handelt.
Die Winter-Linde und ihre Mythologie
Seit Jahrhunderten rankt sich eine Vielzahl von Bedeutungen um die Linde – Ortsnamen, Kirch-, Gerichts-, Dorf- oder sogenannte Tanzlinden zeugen davon. Noch lange Zeit vor der Einführung von Telefon und Internet war die Linde der Treffpunkt, das Zentrum des Dorfes und somit der bedeutendste Kommunikations- und Informationsmittelpunkt schlechthin.
Auch diente sie aufgrund der Blattform als Treffpunkt für Verliebte. Im Volksglauben stark verankert, in der Poesie oft verarbeitet oder in das frühe Volksleben integriert, ergibt sich die Besonderheit dieses Baumes, die nicht nur allein im Rohstoff per se zu finden ist. Bei den Slawen und Germanen galt er als heiliger Baum der Göttin der Fruchtbarkeit, Frigga. Sie arbeiteten, spielten, tanzten und hielten das sogenannte „Tiliagericht“. Überdies fungierten sie als Talisman, sorgten für den Schutz vor Geistern und Blitzen, sicherten Haus und Hof als Symbol des Schutzes und durften deshalb nicht gefällt werden. Das oft poetisch verarbeitete „Treffen unter den Linden“ galt als besonders stärkend, gab Mut und vertrieb die bösen Geister. Stand sie am Wasser, wurden ihr sogar heilende Kräfte nachgesagt.
Viele Gedichte, Sagen und Lieder entstanden rund um den Baum des Jahres 2016 – sogar ins Fernsehen konnte sie Einzug halten: Wer kennt noch die herzzerreißenden Geschichten der „Lindenstraße“?
Nachhaltigkeit und überragende Zukunftsaussichten Haben Sie nun selbst die Bedeutsamkeit der Winter-Linde erkannt und möchten diese im eigenen Garten pflanzen und aufziehen? Bedenken Sie: Eine Linde kann bis zu 1.000 Jahre alt werden. Weit mehr als 50% aller über 700 Jahre alten Bäume sind Linden.
Vielfältige Verwendungsmöglichkeiten, mythenumrankte Historie und atemberaubende Lebenserwartungen – seit Jahrhunderten ist die Linde eine der beeindruckendsten Baumarten unserer Erde.
(Titelbild © sunnychicka - Fotolia.com)
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